Eine Wette mit tragischen Folgen

Eine Wette mit tragischen Folgen

Um 1870 herum soll es gewesen sein, zu später Stunde und an einem Sonntagabend: Einige übermütige Zecher saßen in Brunnadern im "Hirschen" und trieben allerlei Mutwillen. Dabei ging ein Bursche auf die Wette ein, um Mitternacht vom Friedhof vor dem Dorf ein Grabkreuz zu holen, es in der Wirtschaft vorzuzeigen und dann wieder zurückzuschaffen. Tatsächlich, schon bald brachte der Ehrfurchtslose ein Kreuz an, ein hölzernes, welches er aus dem Grabhügel eines erst unlängst Verstorbenen herausgezogen hatte. Als Vorschuss auf seine nun fast schon gewonnene Wette kippte er noch ein Glas, dann trug er das Kreuz wieder zum Friedhof.

Ganz wohl war ihm allerdings nicht an diesem düsteren Ort, er beeilte sich, möglichst rasch fertig zu werden. Da er vereinbarungsgemäß das Kreuz genau an seinen Platz zurückstecken musste, bückte er sich tief, um die alte Stelle zu erkennen. Dabei stieß er ungeschickterweise mit dem Kreuz auch seinen Rockschoß in die Erde (damals trugen die Männer Röcke mit langen Schößen). Als er sich nun aufrichten wollte, wurde er am Grabhügel festgehalten. Entsetzen fuhr ihm durch Mark und Bein - er glaubte, der Tote habe ihn gepackt! An den Folgen dieses tödlichen Schreckens soll der Unglückliche bald danach gestorben sein.

(nach Gottfried Eichkorn, Brunnadern)

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